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Darmflora: Der Schlüssel zur Gesundheit

Bauchbereich einer Frau mit visueller Darstellung des Darmfloras

© Ruslan Batiuk AdobeStock 783454409

Im menschlichen Darm leben Billionen von Bakterien. Eine gesunde Darmflora unterstützt die Verdauung, stärkt das Immunsystem und beeinflusst sogar unsere Psyche. In den letzten Jahren haben zahlreiche Studien gezeigt, dass ein intaktes Darmmikrobiom maßgeblich zum allgemeinen Wohlbefinden beiträgt, während ein Ungleichgewicht eine Vielzahl von Krankheiten herbeiführen kann.

Was ist eine Darmflora?

Die Darmflora umfasst die Gesamtheit aller Mikroorganismen, die den menschlichen Darm besiedeln. Hierzu gehören Bakterien, Viren, Pilze und andere Mikroben. Gemeinsam erfüllen sie wichtige Aufgaben im Darm. Ist ihre Balance sichergestellt, unterstützen sie die Verdauung, fördern die Produktion von Vitaminen und helfen dabei, krankmachende Keime abzuwehren.

Die Zusammensetzung der Darmflora ist bei jedem Menschen unterschiedlich und wird durch Faktoren wie Ernährung, Lebensstil und sogar die Art der Geburt beeinflusst. Erwachsene beherbergen etwa 100 Billionen Mikroorganismen im Darm. Zu den dominierenden Bakteriengattungen gehören Firmicutes, Bacteroidetes, Actinobacteria und Proteobacteria. Bis zu 99 % unserer Darmflora besteht aus diesen vier bakteriellen Abteilungen (Phyla = Stämmen).

Die Geburt als Ausgangspunkt

Die Darmflora variiert individuell und verändert sich im Laufe des Lebens. Bereits bei der Geburt erfolgt die erste bakterielle Besiedelung des Darms, die maßgeblich durch die Geburtsweise beeinflusst wird. Kinder, die auf natürlichem Weg geboren werden, erhalten erste Bakterien von der Mutter, insbesondere aus der Vaginalflora. Im Vergleich dazu ähneln erstbesiedelnde Bakterien bei Kaiserschnittgeburten eher der Hautflora der Mutter, was Auswirkungen auf die spätere Zusammensetzung der Darmflora haben kann. Auch gestillte Kinder weisen häufiger eine erhöhte Anzahl von Bifidobakterien auf, die das Immunsystem positiv beeinflussen können.

Die Rolle der Ernährung

Das Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) betont, dass eine pflanzenbasierte Ernährung das Wachstum entzündungshemmender Bakterien fördert, während zuckerreiche und fettige Lebensmittel Entzündungen im Darm begünstigen. Insbesondere Fast Food und verarbeitete Lebensmittel können das Gleichgewicht der Darmflora stören und das Risiko für entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erhöhen.

Die Ernährung ist einer der wichtigsten Faktoren, die die Zusammensetzung der Darmflora beeinflussen. Gerade eine ballaststoffreiche Ernährung erhöht das Wachstum gesunder Darmbakterien. Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte enthalten viele Ballaststoffe, die von den Bakterien im Darm zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden. Diese Fettsäuren wirken entzündungshemmend und tragen zur Gesundheit der Darmzellen bei.

Auch fermentierte Lebensmittel wie Joghurt, Sauerkraut, Kefir und Kimchi haben einen positiven Einfluss auf die Darmflora. Sie enthalten Probiotika, also lebende Mikroorganismen, die das Wachstum gesunder Bakterien im Darm fördern. Chicorée, Zwiebeln, Knoblauch und Bananen sind wiederum präbiotische Lebensmittel, die gesunden Darmbakterien als Nahrung dienen.

Einfluss von Antibiotika

Antibiotika werden eingesetzt, um bakterielle Infektionen zu bekämpfen. Leider greifen sie dabei nicht nur schädliche, sondern auch nützliche Darmbakterien an. Ein Ungleichgewicht in der Darmflora droht, was auch als Dysbiose bezeichnet wird. Eine Dysbiose schwächt das Immunsystem und erhöht das Risiko für Infektionen.

Eine gestörte Darmflora nach einer Antibiotikatherapie kann Wochen bis Monate brauchen, um sich vollständig zu erholen. Daher wird empfohlen, während und nach einer Antibiotikabehandlung probiotische Lebensmittel wie Joghurt oder Sauerkraut zu konsumieren, um die Regeneration der Darmflora zu unterstützen.

Stress, Bewegung und ihre Wirkung auf die Darmflora

Neben der Ernährung beeinflussen auch andere Lebensstilfaktoren die Darmflora. Stress und Bewegungsmangel können die Balance der Mikroorganismen im Darm stören. Chronischer Stress führt zu einer erhöhten Produktion von Stresshormonen wie Cortisol, die die Schleimhaut im Darm schädigen und das Wachstum schädlicher Keime fördern können.

Um dem entgegenzuwirken, ist regelmäßige körperliche Bewegung nötig. Sportliche Aktivität fördert die Durchblutung des Darms und unterstützt die Peristaltik, also die natürliche Bewegung des Darms, die für den Transport des Nahrungsbreis notwendig ist.

Darmflora und Psyche

Der Einfluss der Darmflora auf die Psyche wird zunehmend erforscht. Das Konzept der "Mikrobiom-Darm-Gehirn-Achse" deutet darauf hin, dass bestimmte Bakterien im Darm die Produktion von Neurotransmittern beeinflussen, die wiederum unsere Stimmung und unser Verhalten regulieren. Erste Studien deuten darauf hin, dass eine gestörte Darmflora mit psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen in Verbindung stehen könnte. Jedoch sind weitere Forschungen notwendig, um die genauen Mechanismen zu verstehen.

Kalorienreduzierte Diät beeinflusst Darmflora und Gewichtsregulation

Forschende der Charité - Universitätsmedizin Berlin und der University of California in San Francisco haben in einer kürzlich veröffentlichten Studie gezeigt, dass eine stark kalorienreduzierte Diät die Darmflora signifikant beeinflusst. Die Studie, die im Fachjournal Nature veröffentlicht wurde, beschreibt, wie eine Diät zu einer Vermehrung des Bakteriums Clostridioides difficile führt, das üblicherweise als Krankenhauskeim bekannt ist. Dieses Bakterium kann die Nahrungsaufnahme im Darm beeinflussen und dadurch den Energiehaushalt des Menschen nachhaltig verändern.

Das Forschungsteam untersuchte 80 übergewichtige Frauen, die entweder eine Diät mit weniger als 800 Kalorien pro Tag einhielten oder ihr Gewicht konstant hielten. Die Ergebnisse zeigten, dass die Diät die Anzahl und Zusammensetzung der Mikroorganismen im Darm drastisch veränderte. Diese Veränderungen beeinflussten den Energiehaushalt, was zu einem Gewichtsverlust führte. Obwohl Clostridioides difficile normalerweise mit schweren Darmentzündungen in Verbindung gebracht wird, traten weder bei den Probandinnen noch bei Mäusen, denen die veränderte Darmflora der Probandinnen transplantiert wurde, Krankheitssymptome auf.

Die Forschenden sehen hierin Potenzial für neue Therapieansätze bei Stoffwechselerkrankungen wie Adipositas und Diabetes, müssen jedoch noch untersuchen, wie die asymptomatische Vermehrung dieses Bakteriums langfristig die Gesundheit beeinflusst.

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